I’m in Virginia, bitch

Paolo Woods, “Pepe“, Haiti, 2013, © Paolo Woods/INSTITUTE

Paolo Woods, “Pepe“, Haiti, 2013, © Paolo Woods/INSTITUTE

Eine der künstlerischen Arbeiten in der Ausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode“ stammt von dem Fotografen Paolo Woods und zeigt Einwohner Haitis, die in den USA als Altkleider gespendete Sprüche-Shirts tragen. Die spannenden Hintergründe dazu beschreibt der Journalist Arnaud Robert:

Die Fifth Avenue in Port au Prince liegt direkt am Wasser nur unweit vom Hafen, wo Berge von gebrauchter Kleidung in der tropischen Sonne schmoren. Auf dem dortigen Markt, Croix-des-Bossales, wurden früher Sklaven verkauft. Heutzutage kommen hier Container voller Röcke, Hosen und Hemden aus den USA an. Diese gebrauchten Kleidungsstücke werden “Pepe” genannt: man sieht heute kaum einen Haitianer, der nicht etwas trägt, was früher von einem Amerikaner getragen wurde. Ein für Wal-Mart in den Fabriken von Port au Prince hergestelltes T-Shirt wird zuerst die Brust eines Texaners schmücken und geht dann zurück an den Absender, der es dann endlich mal selber tragen darf. Dieses Hin und Her gewährt uns einen Einblick in den Mechanismus der nunmehr globalisierten Kleidungsindustrie.

Weitaus die meisten “Pepe”, die auf der Insel angeliefert werden, sind Spenden von Amerikanern an Wohltätigkeitsorganisationen und Altkleidersammlungen, die von den Secondhand-Läden abgelehnt wurden und die von Haitianern in Miami betriebenen Lagerhallen hinter sich haben, in denen die Winterkleidung und andere unverkäufliche Stücke aus der Masse aussortiert werden. Aber die schlechtesten T-Shirts, diejenigen, die sich kaum mal in den Ramsch-Souvenirläden am Times Square verkaufen ließen, die mit den dümmsten Sprüchen – dank der wundertätigen freien Marktwirtschaft tauchen sie wieder in den entlegenen Provinzen von Haiti auf, wo keiner sich die Mühe gemacht hat, solche Poesie ins Kreolische zu übersetzen.

Man sagt, das T-Shirt, zusammen mit dem Autoaufkleber, sei die Lieblings-Projektionsfläche für die Selbstentfaltung der Amerikaner: eine Art persönliche Reklametafel, auf der in komprimierter Form politische, philosophische und religiöse Glaubensartikel prangen. Das wäre alles recht amüsant und sogar ironisch, hätte der Handel mit “Pepe” nicht die Existenz von tausenden haitianischen Schneidern vernichtet. “Pepe” oder „wie grottenschlechte T-Shirts beispielhaft fünfzig Jahre Nord-Süd-Beziehungen veranschaulichen“. ff

VEGAN FASHION AWARD 2015

Vegane Mode ist gefragt wie nie, dennoch ist es gerade für junge Designer und Labels schwierig, ihre Kollektionen einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Eine Chance hierfür bietet auch in diesem Jahr der VEGAN FASHION AWARD von PETABis zum 30. Juni können Labels und Designer hier ihre veganen Kollektionen oder einzelne Kleidungsstücke einreichen, die dann nach den Kriterien Design, Innovation und Tierrechte bewertet werden. Gezeigt werden können dabei Produkte in den Kategorien Schuhe, Outerwear, Business, Handtaschen und Accessoires; jeweils für Herren und Damen. Zudem werden die besten Sneaker und die besten veganen Designer gekürt. Voraussetzung ist natürlich, dass die Designs frei von Pelz, Leder, Wolle, Daunen, Seide oder anderen tierischen Produkten sind. Die Gewinner werden im September bekannt gegeben.

Die prominente Jury besteht in diesem Jahr aus Ariane Sommer, Victoria van Violence, Armin Morbach und Kai Schumann, die sich alle schon für PETA engagiert haben:

Ariane Sommer: „Der Vegan Fashion Award von PETA Deutschland ist eine großartige Möglichkeit, modebewussten Konsumenten zu zeigen, dass man stylish sein kann, ohne dadurch Tierleid zu verursachen.“

Armin Morbach: „Der veganen Mode gehört die Zukunft. Designer müssen heute mehr können als ‚nur‘ schneidern. Inspiration und Verantwortung für die Tiere gehören in jedes Modeunternehmen.“

Hello VEJA. Goodbye ADIDAS.

Man sieht ihn immer noch überall: Den superhippen „Stan Smith“ von ADIDAS. Bekannt wurden die weißen Kult-Sneaker 1972 in Wimbledon an den Füßen des Tennisspielers Stan Smith. 2014 erlebten die Leder-Turnschuhe ein Revival ohnegleichen und wurden von fast jedem Trendsetter getragen, der in der Mode was zählt. Von Popstars wie Pharrell Williams und Rita Ora bis hin zu Designern wie Raf Simons (Dior) und Phoebe Philo (Céline). Selbst Topmodel und Umweltaktivistin Gisele Bündchen trug ihn bei einer Fotostrecke in der französischen Vogue. Komplett nackt! Dass ADIDAS die Turnschuhe in Asien produzieren lässt, ist wahrscheinlich den wenigsten bekannt.

Dabei gibt es bereits seit einiger Zeit eine supercoole Eco-Alternative namens “Esplar” von der französischen Marke VEJA. Die stylishen Sneaker werden in Brasilien zu absolut nachhaltigen Bedingungen hergestellt und haben in der Pariser DJ-Szene längst Kultstatus erreicht. Der Preis unterscheidet sich kaum von den herkömmlichen Turnschuhmarken und liegt mit knapp 100 Euro in einem absolut bezahlbaren Rahmen. Wir hoffen auf jeden Fall, dass der VEJA-Hype auch bald zu uns nach Deutschland schwappt!

Warum VEJA in Brasilien produzieren lässt, erklären die beiden Gründer Sébastien Kopp und Francois-Ghislain Morillion hier: (ZEIT ONLINE, Januar 2014)

„Wir haben den Produktionszyklus eines Turnschuhs genommen und jeden einzelnen Schritt verändert, angefangen bei den Rohmaterialien“, sagt Kopp. Mit 5.000 Euro Startkapital pro Kopf machten sie sich 2004 im Norden Brasiliens auf die Suche nach Baumwollkooperativen, deren Ernte sie vollständig abnehmen können, um daraus den festen Canvasstoff für die Schuhe herzustellen. Sie besuchten Schuhfabriken in Porto Alegre und fuhren in die Amazonas-Region Acre, um dort Seringeiros, Kautschukzapfer, zu finden, die den Naturgummi für die Sohlen der Veja-Schuhe aus den Bäumen holen.

„Die Brasilianer nannten uns am Anfang ‚os franceses locos‘, ‚die verrückten Franzosen‘, weil wir mehrere Wochen bei den Bauern blieben. Wir wollten genau verstehen, wie die Menschen arbeiten, um den Preis zu errechnen, den sie für ihre Produkte bekommen müssen“, sagt Kopp. In dieser Zeit haben sie gelernt, Portugiesisch zu sprechen wie die Einheimischen und den Namen für ihre Firma gefunden. Veja bedeutet: Schau hin!

Fast Food Fashion: Heiss und fettig

McDonald’s Fans aufgepasst! Die Fast Food Kette bringt eine eigene Mode-Linie heraus! Die Big Mac-Kollektion ist Teil der „I’m Lovin It 24“-Kampagne und beinhaltet mit Burgern bedruckte Kleidung, Bettwäsche, Gummistiefel, eine Hundejacke und eine Tapete. Die Kollektionsteile wurden bereits auf der McWalk-Fashion Show in Stockholm gezeigt und sind auch schon über McDonald’s Schweden zu bekommen.

Auch Burger King Japan zieht nun mit einer Sortimentserweiterung nach und will einen Duft auf den Markt bringen, der nach Grillfleisch riecht. Wir hoffen allerdings, dass diese Meldung nur ein Aprilscherz ist!

Happy Ostern mit Oxfam

Das Konzept von Oxfam ist so simpel wie effizient: Ihr könnt gut erhaltene Kleidung oder Dinge wie Bücher und Haushaltswaren im Shop abgegeben. Dort werden sie dann von ehrenamtlichen Mitarbeitern verkauft. Von den Einnahmen werden entwicklungspolitische Kampagnen von Oxfam Deutschland e.V. finanziert. Denn als unabhängige Entwicklungs- und Hilfsorganisation setzt sich Oxfam für eine Welt ohne Hunger, Armut und soziale Ungerechtigkeit ein.

Auch wenn ihr noch ein faires und einzigartiges Ostergeschenk sucht, seid ihr bei Oxfam an der richtigen Adresse. Bei OxfamUnverpackt könnt ihr z.B. ein Schaf, eine Schulbank oder eine Latrine verschenken. Diese Dinge stehen symbolisch für die Arbeit von Oxfam, welche in 5 Bereiche gegliedert ist: Bildung fördern, Existenzen sichern, Gesundheit stärken Gehör verschaffen oder Not lindern. Bei jedem verkauften Geschenk wird also die gesamte Arbeit von Oxfam im jeweiligen Bereich unterstützt. Die Beschenkten bekommen eine Grußkarte mit einem Kühlschrankmagneten.

Zu Ostern empfehlen wir das Oxfam-Huhn: Mit diesem Geschenk wird die Arbeit von Oxfam im Bereich Existenzsicherung unterstützt!

Bundesweit gibt es bereits über 47 Oxfam Shops, in denen sich mehr als 2.800 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen engagieren. In Hamburg könnt ihr bereits in drei Läden eure überflüssigen Dinge loswerden oder tolle Schnäppchen erwerben:

Oxfam-Shop, Wandsbeker Marktstraße 10, 22041 Hamburg
Oxfam-Shop, Hoheluftchaussee 58, 20253 Hamburg
Oxfam-Shop, Bahrenfelder Straße 130, 22765 Hamburg

Mit Schirm, Charme & Nachhaltigkeit

Unbeständiges Frühlingswetter? Ein Regenschauer nach dem anderen? Schneefall zu Ostern? Bei diesem Wetterchaos würde uns ein bunter „Gingko Umbrella“ garantiert aufheitern!
Dieser tolle Schirm ist zu 100% recycelbar und besteht aus nur 20 Komponenten (ein herkömmlicher Regenschirm hat laut den Entwicklern 120 Teile). Durch diese Reduzierung ist der Schirm nicht nur deutlich haltbarer, sondern kann auch ganz einfach wieder repariert werden: Denn jedes Einzelteil ist austauschbar.
Leider sind die stylischen Schirme noch immer nicht auf dem Markt erhältlich! Schade, denn die meisten Schirme landen schnell im nächsten Mülleimer:

  • Wenn man alle pro Jahr weggeschmissenen herkömmlichen Regenschirme einschmelzen würde, ließen sich aus den daraus gewonnenen 240,000 Tonnen Metall rund 25 Eiffeltürme bauen.
  • Wenn man alle weggeschmissenen Regenschirme (eine Milliarde) in eine Reihe legen würde, könnte man damit 18 Mal die Erde umrunden.
  • Mit den aufgeklappten Schirmen könnte man eine Fläche von 700 Km² bedecken, was dem Stadtgebiet von New York entspricht.

Mehr Infos gibts unter: ginkgoumbrella.com

„Fast Fashion“ in Bildern

Ihr überlegt, euch „Fast Fashion. Die Schattenseite der Mode“ anzuschauen aber wollt mehr Informationen? Zum Glück haben Praktikantin Sina und unsere Presse-Kolleginnen eine Kamera dabei, als sie diese Woche in der Ausstellung unterwegs sind. Hier für euch ihre Eindrücke! (Fotos: Annika Lampe/ Friederike Palm)

PS: Heute lohnt sich ein Besuch besonders, denn von 14-16 Uhr findet eines unser Stilbrise-Fotoshootings statt. Die neuen Besucherbilder zeigen wir euch ab nächster Woche hier. ff

Am eigenen Leib

Es ist ein Selbstversuch, der seinem Namen alle Ehren macht. Norwegens führende Zeitung Aftenposten schickte drei junge Blogger dorthin, wo ein großer Teil der Mode entsteht, die sie tragen – in die Textilfabriken nach Kambodscha.

Frida, Ludvig und Anniken leben und arbeiten mit den Näherinnen, teilen ihre Unterkunft, ihr Essen, ihren kargen Lohn. Die drei stellen sich der Herausforderung, 12 Stunden täglich immer dieselbe Naht zu nähen, dicht an dicht auf dem Boden zu schlafen, für drei Dollar zehn Personen zu ernähren – und scheitern, öffentlich.

In jeweils gut zehnminütigen Episoden erleben die Zuschauer hautnah und authentisch mit, wie unmenschlich und unfair die Arbeitsbedingungen in den sogenannten Billiglohnländern sind. Eine Doku, die unmittelbar berührt. Absolut empfehlenswert!

PS: Leider wird vor dem Videostart immer ein kurzer norwegischer Werbespot eingeblendet – bitte nicht abschrecken lassen …

5 Basics für weltbewussten Style

Der Frühling steht in den Startlöchern und mit ihm liegen die neusten Kollektionen in den Shops. Klar macht Shopping Spaß, doch bevor ihr euch mit den neusten Trendteilen einkleidet, zeigen wir euch einige Basics für einen nachhaltigen Look – und machen euch hoffentlich neugierig auf die nächsten Stilbrise-Monate!

Kleiderstange

Wir kaufen mehr Kleidung, als wir tatsächlich benötigen! Infografik aus Ausstellung und Magalog „Fast Fashion“, Grafik: Nils Reinke-Dieker, Larissa Starke, Friederike Wolf, 2015

1. Less is more!
Beim Blick in den eigenen Kleiderschrank stößt man nicht selten auf Fehlkäufe oder ausgediente Kleidungsstücke. Um das totale Chaos zu vermeiden, sollte man regelmäßig versuchen, nicht genutzte Klamotten auszusortieren. So vermeidet man auch die aus Unordnung resultierende Aussage, man hätte „nichts“ anzuziehen (was wiederum im Kauf neuer Kleidungsstücke endet…). Ideen, seine gebrauchten Teile loszuwerden gibt es viele: Tauschpartys mit Freunden, der klassische Flohmarktstand aber auch Online-Börsen oder ein persönlicher Webshop – wir testen für euch die Möglichkeiten.

2. Secondhand
Hier wären wir auch gleich beim zweitem Punkt, denn da beim Secondhand-Shopping keine neuen Materialien hergestellt und verarbeitet werden müssen, werden natürlich auch Ressourcen und Energie gespart. Ein weiterer Vorteil: Man kann schöne und exklusive Kleidungsstücke ergattern und gleichzeitig den Geldbeutel schonen! Freut euch auf den Flohmarkt-Sommer 2015 – mit unseren Tipps.

3. Sharing is Caring
Anstatt sich ständig etwas Neues zu kaufen, gibt es einige Möglichkeiten, sich Mode auszuleihen. Gründe dafür gibt es viele, siehe Punkt 2. Es wird weniger konsumiert und so auch weniger weggeworfen. Eine super Sache in Hamburg (und neuerdings auch online): Bei der Kleiderei könnt ihr für 14 Euro im Monat so viele Teile aussuchen, wie ihr wollt. Mitnehmen könnt ihr immer nur vier Kleidungsstücke auf einmal, die ihr spätestens zwei Wochen später gewaschen und gebügelt wieder zurückbringt. Wir besuchen die Macherinnen in der Schanze und probieren auch andere Leih-Angebote für euch aus – was ist eigentlich, wenn man sich unsterblich in ein geliehenes Teil verliebt?

4. Eco-Fashion
Nachhaltige Kleidung hat längst seinen Öko-Touch verloren, denn immer mehr tolle Designer lassen ihre Kollektionen nachhaltig und weltbewusst produzieren. Dass bei den fairen Produktionsmethoden auch noch sehr viel Wert auf Qualität und Herstellungsverfahren gelegt wird, ist ein weiteres Plus für “grüne Mode”, die heute sehr wohl glamourös und trendbewusst sein kann. Wir stellen euch interessante, neue Labels und Läden vor und finden heraus, ob faire Mode wirklich immer so teuer sein muss …

5. Upcycling
Der neuste Trend gegen die Wegwerfmentalität ist das Upcycling. Hier werden alte, kaputte oder ungeliebte Kleidungsstücke durch Umgestaltung wieder tragbar gemacht. Das tolle daran ist, dass Neues entsteht und Müll so ganz einfach vermieden werden kann. Unsere Lieblinge der DIY-Ideen teilen wir hier in den nächsten Monaten mit euch – bleibt gespannt!