Ein todschicker Buchtipp: Todschick

Mode und Moral: Gisela Burckhardt: Todschick. Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert

Mode und Moral: Gisela Burckhardt „Todschick. Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert“

Gisela Burckhardt, die Autorin von „Todschick“, hat mit Unterstützung des bischöflichen Hilfswerkes MISEREOR in Bangladesch recherchiert und beschreibt in ihrem Buch die unmenschlichen Zustände in den „stickigen Fabrikhallen“, wo Näherinnen „für einen Stundenlohn von 15 Eurocent arbeiten“. Doch nicht nur die Arbeitsbedingungen sind erschreckend, sondern auch die Tatsache, dass sowohl teure Markenkleidung als auch billige Massenkleidung oftmals in denselben Fabriken in Bangladesch hergestellt wird. Es sei, so Burckhardt ein „verhängnisvoller Irrtum“, dass immer noch viele Konsumenten glauben, der höhere Preis von Markenmode würde auch eine bessere Qualität bei den Produktionsbedingungen rechtfertigen.

Wir können euch dieses informative und aufrüttelnde Sachbuch auf jeden Fall nur wärmstens empfehlen. Bei einem Besuch in der Ausstellung „Fast Fashion“ könnt ihr das Buch ganz bequem in der Buchhandlung Walter König (im Foyer des MKG) für 12,99 Euro erwerben.

Gisela Burckhardt: Todschick. Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert, Wilhelm Heyne Verlag, München, 240 Seiten, 12,99 Euro, ISBN 978-3-453-60322-6.

mb

Happy Oceans mit Pharrell

Diese Mode mach happy! Denn die Kollektion „RAW for the Oceans“ von dem Label G-Star RAW ist die weltweit erste Denim-Linie mit recyceltem Plastik aus dem Pazifik. Der Co-Designer ist dabei niemand geringeres als der Musiker und Produzent Pharrell Williams.

Der Hintergrund dieser nachhaltigen Kollektion ist die stark gestiegene Plastikproduktion. Denn mittlerweile werden über 288 Millionen Tonnen Plastik produziert, die dann als Abfall in unseren Weltmeeren landen. Da der Kunststoff nicht biologisch abbaubar ist, liegt das Verhältnis von Plastik zu Plankton bereits bei 100 zu 1.

Für die „Raw for the Ocean“-Linie wurden über 300.000 Tonnen Plastikabfall vom Meeresgrund gefischt, von dem Garnhersteller Bionic Yarn zu feinen Fasern gepresst und anschließend mit Baumwoll-Fäden versponnen. Die entstandenen Kollektionsteile zeigen vor allem in dieser Saison, wie gut Mode und ökologisches Bewusstsein zusammen passen. Denn Denim und Jeans liegen gerade voll im Trend!

In der spannenden Dokumentation „The Plastic Age“ vom I-D Magazine und G-Star könnt ihr den Herstellungsprozess der nachhaltigen Mode-Linie verfolgen. „Let’s turn Ocean Plastic into Something Fantastic!“ mb

 

Doppelt hält besser

Double Shooting im MKG Foto: Lisa Notzke

Wer fotografiert wen? Foto: Lisa Notzke

Moment mal, den Herren mit der roten Schiebermütze kennen wir doch! Es ist Gerhardder ganz überraschend ein Foto von unserem spontanen Foto-Shooting geknipst hat. Spontan deshalb, weil ich mir eigentlich nur die Neueröffnung der „Sammlung Islamische Kunst“ anschauen wollte. Doch als plötzlich unsere Fotografin Lisa vor mir stand und ein Foto machen wollte, konnte ich einfach nicht Nein sagen. Mein heutiges Outfit besteht zumeist aus Second-Hand und Vintage-Sachen. Die weißen Turnschuhe und die Jeans habe ich beim Kleiderkreisel gekauft, die Tasche und die Bluse sind vom letzten Mädelsflohmarkt

Denn wie ihr bei den Wochenendtipps vielleicht schon bemerkt habt, bin ich ein großer Flohmarkfan. Gründe dafür gibt es viele: Ganz abgesehen davon, dass gebrauchte Kleidung nicht nur nachhaltiger und günstiger ist als neue, ist ein Flohmarktbesuch auch entspannter, als sich am Samstag durch die Hamburger Innenstadt zu drängeln, um dann in einem überfüllten Shop nach einem Teil zu schauen, das massenhaft in derselben Ausfertigung an der Stange hängt!

Das Leihen von Kleidung ist, glaube ich nicht wirklich mein Fall. Denn ein Teil, das ich trage, mag ich in der Regel so gern, dass ich es auch nicht mehr hergeben möchte. Dennoch werde ich bald für den Blog einen kleinen Selbstversuch starten und mir Klamotten u.a. bei der Kleiderei holen. Seid gespannt, ich freue mich auf jeden Fall schon auf das Experiment! mb

 

Vegan: Ja? Nein? Vielleicht?

Stephanie Stragies vom Vegetarierbund Deutschland erklärt „Vegane Mode definiert sich dadurch, dass die Stoffe und Materialien, die verwendet werden, nicht tierischen Ursprungs sind“. Klare Worte, doch nicht immer sind tierische Materialien auch auf den ersten Blick erkennbar. Wir zeigen euch hier die drei häufigsten Tierprodukte, welche bei Kleidungsstücken oft übersehen werden. 

1. Lederpatches an Jeans

Eine Jeans ist doch vegan, oder etwa nicht? Bei genauerer Betrachtung fällt nämlich auf, dass die meisten herkömmlichen Jeanshosen mit einem Lederpatch versehen sind. Zum Glück gibt es hippe vegane Labels, wie bleed organic clothingMonkee GenesL’Herbe Rougemanomama oder Kuyichi, die fair produzieren und tierfreundliche Papp-Ettiketten oder Kunstlederpatches einsetzen.

2. Horn- und Perlmuttknöpfe

Es ist zwar nur ein kleiner Knopf, doch was vielen nicht bewusst ist: Horn ist ein tierisches Material aus den Hörnern und Hufen von Büffeln oder Hirschen. Der glänzende Perlmutt-Knopf wird aus den Schalen von Muscheln oder ähnlich aussehenden Schneckenarten hergestellt, die dafür in Flüssen oder Meeren gefangen und getötet werden. Bestimmte Arten wie die Flussperlmuscheln sind sogar durch die Jagt nach Perlmutt vom Aussterben bedroht. Perlmutt ist gut am schillernden Schimmern mit Wellenlinien zu erkennen. Die Oberfläche von Horn ist im Vergleich zu Kunststoff eher rau. Die vegane Alternative sind Knöpfe aus Kunststoff, Holz oder Metall.

3. Ist Fake-Fur fake?

Pfui Teufel! Durch die fehlende Pelzdeklarationspflicht in Deutschland kann es passieren, dass billige Pelze von Füchsen, Marderhunden oder sogar Katzen als Kunstpelz falsch oder gar nicht ausgezeichnet werden. Bei dem Kauf von Kunstpelz solltest du also ein paar Dinge beachten um sicher zu sein, dass es sich auch wirklich um Fake-Fur handelt.

PETA-Approved Vegan 

Als kleine Orientierungshilfe gibt es auch seit Kurzem das „PETA-Approved Vegan“-Logo mit dem Designer und Marken entweder ihre gesamte Kollektion oder einzelne Artikel als vegan kennzeichnen können.

Ps.: Nur weil vegane Bekleidung ohne tierische Produkte hergestellt worden ist, bedeutet es nicht, dass dies auch faire Herstellungsbedingungen oder die Verwendung von ökologischem Material beinhaltet. Aber natürlich gibt es auch tolle Labels und Designer, die Kollektionen aus fair gehandelter, veganer Biomode herstellen.

mb

 

 

Ich war ein Schlafsack!

Endlich, es wird wärmer… und damit rückt auch je nach Alter und Geschmack die Festival-, Interrail-, Camping- oder Vogelbeobachtungs-Saison näher. Hier haben wir vielleicht eine Inspiration für euch: Die australische Designerin Cadia Belante macht nachhaltige Mode – aus gebrauchten Schlafsäcken! Ihr junges Sustainable-Label versteht sie als Antwort auf die immer krasser ansteigende Masse bereits produzierter Materialien. „Each piece is handmade and one of a kind“ – we love! ff

5 alternative Online-Shops

Stöbert und shoppt ihr auch gerne nach Ladenschluss, auf dem Sofa mit Laptop oder Tablet auf dem Schoß? Kerstin aus dem Stilbrise-Team (sie begleitet die Fotoshootings und interviewt euch zu euren Looks) ist freie Mitarbeiterin in der Kunst- und Designvermittlung am MKG und empfiehlt uns einen  Artikel der Online-Plattform Utopia, in dem 5 nachhaltige Alternativen zu Amazon und Co. vorgestellt werden. Lesen lohnt sich, für eilige hier eine schnelle Liste zum Selberklicken:

1. avocadostore – ein trendiger Online-Shop für Mode, Möbel, Technik und mehr
2. Plasno – Europas erster plastikfreier Onlinestore
3. Fairmondo – die faire Amazon-Alternative
4. Oxfam Unverpackt – der Spenden-Geschenk-Shop der Entwicklungsorganisation Oxfam
5. Kleiderkreisel  – „Kreiseln“ statt neu kaufen

Liebe Kerstin, vielen Dank, ein sehr guter Linktipp – hast du einen der Shops schon selbst ausprobiert?
Ja, ich bin „Kleiderkreislerin“ und habe mit der privaten Kleidertauschbörse fast nur gute Erfahrungen gemacht. Gerade kürzlich habe ich mir für eine Hochzeit ein Seidenkleid „erkreiselt“, das ich nun wieder weiterverkaufe und dabei 5 Euro abziehe, entsprechend einer Art Leihgebühr. Diese andere Art von „schnellem Konsum“ finde ich fair und vernünftig.

Und zurück zur analogen Welt – hast du einen Lieblings-Secondhand-Shop in Hamburg?
Ich mag Humana in Altona. Dort gebe ich auch meine eigene überflüssige Kleidung am liebsten ab, da ein Teil des Gewinns an soziale Projekte auf dem afrikanischen Kontinent gespendet wird und das Unternehmen Langzeitarbeitslose anstellt. Dies gibt mir das Gefühl, mit meiner Kleiderspende zu einer guten Sache beizutragen und nicht, wie bei den Kleidercontainern, ein Verwertungssystem zu befüttern, das auch wieder nur gewinnmaximierend arbeitet.

Zum Schluß noch deine schnelle Botschaft für eine bessere Welt?
Trennt Plastikmüll!!!

ff

Fair, Fairer, H&M?

H&M und Nachhaltigkeit – passt das überhaupt zusammen? Denn obwohl morgen die neue „Conscious Exclusive“-Kollektion auf den Markt kommt, setzt der Moderiese immer noch auf Billigproduktionen im Ausland. Erst letztes Jahr berichtete das Dokuformat „ZDF-Zoom“ in der Reportage „Die billige Masche von H&M“ über die nicht gerade fairen Arbeitsbedingungen in Bangladesch. Dort müssen die Arbeiter nämlich für umgerechnet 50 Euro Mindestlohn im Monat mehr als 80 Stunden pro Woche arbeiten.

Dennoch ist es natürlich auch gut, wenn ein Modekonzern wie H&M eine breite Masse von Konsumenten mit nachhaltiger Kleidung anspricht, da sich so auch mehr Käufer mit fairer Mode beschäftigen, sensibilisiert werden und eventuell ihren Konsum überdenken. Zudem zeigt H&M mit der neuen Kollektion, das nachhaltig hergestellte Mode auch chic und trendy sein kann und überhaupt nichts mit dem angestaubten Öko-Image zu tun hat, welches Bio-Mode ja manchmal noch anhaftet.

Das Hauptaugenmerk der “Conscious Exclusive”-Kollektion liegt bei luftigen Sommerkleidern, die aus Materialien wie Hanf, Bio-Leinen und Bio-Leder von der Schauspielerin Olivia Wilde präsentiert werden.

Fruit & Fashion mit Ananas, Banane & Co.

Was haben ganz normale Lebensmittel mit Mode zu tun? Mehr als ihr denkt! Denn Früchte wie Bananen und Ananas, werden nicht nur als T-Shirt Motive benutzt, sondern dienen auch als Rohstoffe für Textilien. So erinnern Bananenfasern an Wildseide und Ananas kann prima als Lederersatz genutzt werden. Das neue Leder ist formbar, atmungsaktiv und dabei mit 25 Euro pro Meter auch nicht wirklich teuer. Die Erfinderin Carmen Hijosa aus England sagt über ihr Ananas-Leder „Es ist ein nachhaltiges Produkt. Hergestellt aus dem Abfall der Landwirtschaft. Das heißt: Wenn wir die Blätter nicht nutzen, würde man sie wieder unterpflügen“.

Milk-Made Fashion

Vom Kühlschrank in den Kleiderschrank! Die Designerin und Biologin Anke Domaske entwickelte 2013 ein Biopolymer aus Milcheiweiß und Kasein, welches aus saurer Rohmilch (!) gewonnen wird: Die QMILK-Faser ist streng schadstoffgeprüft und dermatologisch auf Haut- und Körperverträglichkeit getestet. Zudem ist der seidenähnliche Stoff atmungsaktiv, antibakteriell und temperaturregulierend. Die schicken Kleidungsstücke gibt es bereits ab 130 Euro in ausgewählten Boutiquen zu kaufen.

Alge ist das neue Kaschmir

Algen kennt man beim Sushi-Restaurant oder als Kosmetikprodukt. Aber Kleidung aus Algen? Auch das gibt es: Der Faserhersteller smartfiber AG verarbeitet mit SeaCell Braunalgen, die in den isländischen Fjörden geerntet werden. Die Ernte ist ressourcenschonend, denn es wird nur alle 4 Jahre ein bestimmter regenerativer Teil der Alge abgeschnitten. Die geernteten Teile werden in Thüringen zu Garn verarbeitet, das besonders hautfreundlich sein soll. Denn die Meerespflanzen haben durch Vitamine und Mineralstoffe eine hautpflegende und entzündungshemmende Wirkung, die in der Seegrasfaser erhalten bleibt. SeaCell ist vollständig biologisch abbaubar und erfüllt sogar den Öko-Tex Standard 100, Klasse 1.

In unserem „Slow Fashion-Bereich“ gibt es noch mehr Infos zu den neuen nachhaltigen Materialien. Schaut doch mal vorbei!

Vor Kurzem hat auch der WDR einen kleinen Verbrauchertest mit den Kleidungsstücken aus Naturtextilien gestartet. Den ganzen Bericht und die Reaktion der Leute könnt ihr hier anschauen.

mb

OUT NOW: Vegan Good Life

Foto: www.vegan-good-life.com

Foto: www.vegan-good-life.com

Seit Ende Februar gibt es ein neues veganes Fashion- und Lifestyle-Magazin, das sich ganzheitlich, fair und konsequent mit Themen rund um Fashion, Beauty, Reisen, Kunst & Design auseinandersetzt. Die Gründer von Vegan Good Life sind das frühere Model Julia Koch und der Fotograf Eric Mirbach, die bereits mit Times They Changin‘ ein erfolgreiches veganes Lifestyle-Blogazine führten. In der ersten Ausgabe stellen die Macher u.a. Leanne Mai-Ly Hilgart vor. Die Designerin ist der kreative Kopf hinter Vaute Couture, dem veganen Vorzeige-Label aus Brooklyn, NYC.

Foto: www.vegan-good-life.com

Foto: www.vegan-good-life.com

PS.: Für alle, die außerhalb Deutschlands und der Schweiz leben oder keine Ausgabe ergattern konnten oder gar einfach ein bisschen zu bequem sind, die nächste Bahnhofsbuchhandlung aufzusuchen, gibt es hier einen Shop, auf dem man sich das Magazin ganz bequem nach Hause schicken lassen kann.