Hallo ihr Lieben, hoffentlich genießt ihr geraden einen freien Tag der Arbeit! Umso mehr Zeit habt ihr dann ja, um euch unsere Beiträge genau durchzulesen. Wir stellen euch heute Hanieh Sabokbar vor, eine junge Modedesignerin, die gerade erst ihren Abschluss an der Uni gemacht hat, von der wir aber noch Großes erwarten.
Hanieh wurde 1980 in Teheran geboren. Nach ihrem Abitur in Hamburg machte sie eine Ausbildung zur Visagistin und arbeitete anschließend 13 Jahre lang als Hair- and Make-up Artist. 2011 begann sie ihr Mode Design Studium an der AMD Hamburg und machte dieses Jahr ihren Bachelor of Arts. Ihre Abschlusskollektion „Persistence“ wurde bei der Graduate Fashion Show von einer Jury dazu ausgewählt, im Juli auf der Berlin Fashion Week gezeigt zu werden. Außerdem wurde ihr eine weitere große Ehre zuteil – Lady Gagas Stylisten gefiel die Kollektion so gut, dass sie den Mantel anfragten, den Gaga dann vor Kurzem in New York trug.
Wir haben Hanieh bereits bei unserer „Mythos Chanel“-Eröffnung getroffen und ein kleines Interview mit ihr und ihren Begleitern geführt (By the way – in ein paar Tagen stellen wir euch auch noch Bassi Lichtenberg vor, der hier mit Hanieh unterwegs war). Außerdem hatte sie die Idee zu dem Chanel Fotoshooting im MKG, betreute hier das Styling und kümmerte sich außerdem um die Haare und Make-up des Models.
„Persistence“ ist in mehreren Aspekten ungewöhnlich und überraschend. Die Textilwahl ist da zunächst sehr auffällig: Hanieh verwendet extrem empfindliche Materialien wie Pergament und Organza zu Rosshaar und Alpakawolle. Sie ist eine Perfektionistin, die nicht vor mehr Arbeit zurückschreckt, sondern ihre Vision trotz allen Aufwandes durchzieht. Außerdem kreierte Hanieh Stücke, die in der Größe veränderbar sind, so kann die Trägerin entscheiden wie eng oder weit diese am Körper sitzen sollen. Farblich ist die Kollektion sehr zurückhaltend – sie besteht nur aus Weißtönen und Transparenz. Ein weiterere Besonderheit: Statt wie die meisten ein Stofflabel mit Logo in die Kleidung zu nähen, versieht Hanieh die Teile mit Hartglass-Etiketten. Eine Anspielung auf ein für sie vorherrschendes Thema – dem Umgang mit der Oberfläche.
Gibt es einen bestimmten Grund, wieso du dich entschlossen hast, Modedesignerin zu werden?
JA! Was mich dazu gebracht hat, ist der Glaube, dass Mode noch viel mehr ist als eine schöne Oberfläche, die wir tragen und ablegen können. Ich liebe die Oberfläche und ich finde, man sollte sie nicht oberflächlich behandeln! Im Grunde sind alle Fragen bezüglich Identität und Individualität durch unsere ganz eigene Oberfläche zu beantworten. Allerdings nicht in dem Sinne, dass wir nur unsere Oberfläche sind – das denke ich nämlich gerade nicht – aber ich glaube daran, dass man sich allem mit ganzer Seele verschreiben sollte, sonst hat doch nichts einen wirklichen Sinn. Also wenn Mode, dann voll und ganz und auch bewusst!
Welche Designer bewunderst du besonders und warum?
Ich liebe die Avantgardisten und die Zeitgeist-Designer unserer Epoche! Man nimmt sie kaum wahr, da sie nicht wirklich modisch sind, wenn man es so sagen kann. Sie praktizieren ohne großes Aufsehen und das was sie machen wird erst zur modischen Mode, wenn ihre Zeit verstrichen ist. Designer wie Boris Bidjan Saberi, Mariavittoria Sargentini, Ahmed Abdelrahman nur um ein paar zu nennen! Solche Leute haben mich sehr inspiriert.
Wie würdest du den Begriff „Mode“ definieren?
…wenn ich an Mode denke, dann muss ich sagen, dass sie so viel mehr ist als all das, was wir meinen von ihr zu kennen! Für mich ist sie viel mehr noch als ein System, mehr noch als immer wechselnde Schaufenster, mehr noch als in oder out… Für mich ist Mode ein Gefühl. Unnennbar, unsichtbar und immerwährend. Euphorie und Stolz, der Wunsch etwas zu sein, der Wunsch sich selbst zu sehen, sich selbst schön zu finden! Sie ist wie ein Mittel, um die Sehnsucht zu überleben, bis man sich selbst gefunden hat! Wenn wir aufmerksam sind und sie nicht oberflächlich behandeln, dann können wir an ihr lernen und begreifen, dass wir mit ihr auch immer ein Stück von uns selbst ablegen! Und durch dieses ständige An- und Ablegen können uns Dinge bewusst werden, nämlich, dass wir nicht unsere Oberfläche sind! Das heißt nicht, dass wir sie nicht lieben dürfen, aber wir lernen, dass es unsere Oberfläche nur gibt, weil es unser Selbst gibt. Dieses Bewusstsein möchte ich durch meine Arbeit vermitteln….
Woran erkennt man, deiner Meinung nach, Stil?
Das kann man nicht erkennen! Und Menschen, die mit dem Finger auf andere zeigen und sie für stilvoll oder stillos erklären, sind mir suspekt! Natürlich kann man eine Meinung haben und jemanden gut gekleidet oder eben nicht finden, aber diese Meinung ist völlig egal! Stil ist etwas, das jeder in sich selbst kultivieren kann, wenn er bewusst ist. Von daher kann die Frage nach Stil für mich immer nur direkt an die Person gestellt werden! Es ist etwas sehr Ursprüngliches und Unberührtes, es hat nichts mit der oberflächlichen Hülle zu tun, es ist die wahre Selbstbewusstheit!
Wie wichtig ist dir Mode in deinem privaten Leben?
So etwas wie ein privates Leben gibt es für mich nicht. Ich habe das Thema Mode absolut integriert, oder vielleicht sollte ich sagen, ich hab mich ihr völlig hingegeben!
Wie hast du reagiert, als du gehört hast, dass Lady Gaga deinen Mantel getragen hat und was bedeutet dir das?
Ich hab mich schlicht und ergreifend tierisch gefreut! Überhaupt bin ich sehr glücklich über diese tolle Zusammenarbeit, da ich Lady Gaga als Künstlerin sehr schätze. Sie ist das beste Beispiel für jemanden der Mode liebt. Es bedeutet mir viel und ich finde sie großartig, sie unterstützt junge Menschen gern, genau das zeichnet sie auch besonders aus.
Fotos: Patrick Schwalb und Bassi Lichtenberg
Film: Authentik Film
Model: Helena Sophie