Als wir vor ein paar Tagen den Fair Trade Store in der Rathauspassage besuchten, ahnten wir noch nicht, dass sich in dem unterirdischen Durchgang zur U- und S-Bahn „Jungfernstieg“ ein kompletter Kosmos für soziale und faire Maßnahmen auftun würde. Klar kannten wir den Shop, der neben Designermode auch faire Lebensmittel in Bioqualität, Kunsthandwerk und moderne Secondhand-Kleidung im Programm hat. Doch dass sich dort auch das längste Bücherregal Hamburgs (30 Meter!), ein Andachtsraum für Gottesdienste und eine eigene Gastronomie befindet, war uns nicht bewusst.
Auch die Anzahl der Mitarbeiter hatten wir absolut unterschätzt. Für uns war heute Frau Lüdeke-Kaufholz zuständig, die sich unter anderem auch um das Coaching der Angestellten kümmert. Vorab wurden wir allerdings in einen Raum geführt, um dem dortigen Gottesdienst von Pastor Nils Petersen sowie einem anschließenden Orgelkonzert beizuwohnen.
Doch nun zur Geschichte der Rathauspassage: Vor gut 18 Jahren lief Stephan Reimers (Gründer von Hinz und Kunzt & der Hamburger Tafel) durch die Hamburger Innenstadt und dachte über die (schon damals) schlechte Situation von Langzeitarbeitslosen nach. Denn die meisten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen waren nicht in der Lage, die betroffenen Personen wieder ins Berufsleben einzugliedern. Als Reimers durch die unsanierte Unterführung der U-Bahn schlenderte, kam ihm plötzlich die Idee einen fairen Laden in den ungastlichen Katakomben zu initiieren. In dem Store, so war der Grundgedanke, sollten vor allem Langzeitarbeitslose eine Chance bekommen, um sich wieder für ein normales Berufsleben zu qualifizieren.
Nach einem umfangreichen Umbau wurde am 1. Juli 1998 die Rathauspassage unter dem Hamburger Rathausmarkt eröffnet. Das ganze Projekt wurde für 1,6 Millionen DM von dem Diakonischen Werk Hamburg und diversen Spenden finanziert. Träger ist bis heute die gemeinnützige passage GmbH, zu deren Gesellschafter die Diakonie u.a. kirchliche Träger gehören. Weitere Informationen gibt’s unter: www.passage-hamburg.de. Oder ihr schaut einfach mal vorbei, es lohnt sich!
mb