Mademoiselle Chanel und die „neuen Frauen“

NeueFrauen_1

Atelier Benda/d`Ora, Die Schauspielerin und Chanel-Kundin Marlene Dietrich mit Barett, 1927, Silbergelatine, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Ihr könnt vom Mythos Chanel nicht genug bekommen? Die Foto-Ausstellung  „Neue Frauen. Die Sammlung Fotografie im Kontext“  findet ihr als eine tolle Ergänzung gleich im Flur nebenan.
Aus der hauseigenenen Sammlung werden 35 Fotografien aus Cocos Zeit von Künstlern/-innen wie Madame d’Ora, Aenne Biermann, Hein Gorny, Florence Henri, Lotte Jacobi und Yva gezeigt. Die Rolle der Frau definiert sich in den 1920er Jahren völlig neu: Die Frauen zeigen seidenbestrumpfte Beine, tragen kurze Haare, steuern Motorräder,  spielen Tennis oder gehen in die Badeanstalt. Außerdem sind sie ledig und berufstätig. Sie sind nicht länger nur Modell der Fotografen, sondern greifen selbst zur Kamera. Als Fotografinnen drücken sie ihr neues Selbstverständnis nicht nur im Bild aus, sondern leben es. Auch in anderen jungen Berufsfeldern wie Journalismus und Film werden Frauen zunehmend aktiv. Genau wie Coco: Sie stößt ihrer Zeit die Entwicklung hin zur „neuen Frau“ entscheidend mit an, indem sie zum Beispiel die Kürzung der Rocklänge bis kurz unterhalb des Knies durchsetzt und generell eine bequemere, tragbarere Frauenmode propagiert. Hosen inklusive!

Seht hier noch ein paar weitere Impressionen der gezeigten Fotografien:

Die Ausstellung läuft noch bis zum 27. Juli 2014, schaut unbedingt vorbei!

20140330_Stilbrise_LisaNotzke_0780

Als wir sie ansprechen kommt Nina gerade – woher auch sonst – aus der Comicausstellung; Foto: Lisa Notzke

POW! BOOM! PAM!

Nina haben wir euch ja bereits vorgestellt – auf diesem Foto könnt ihre Comic-Leggings noch mal genauer bewundern!

„Mode ist ein Geschäft“

20140401_Stilbrise_LisaNotzke_0954

Foto: Lisa Notzke

Angelika Riley ist unsere Kuratorin der Ausstellung „Mythos Chanel“. Schon seit 1985 ist sie für das Museum für Kunst und Gewerbe tätig. Nachdem sie ein Pädagogikstudium anfing und eine Ausbildung zur Handwerberin machte, beginnt sie ihre Berufslaufbahn in der Textilrestauration. Wir haben uns mit ihr über Kunst, Mode und Tradition unterhalten.

Frau Riley, gab es einen bestimmten Punkt, an dem Sie ihr Interesse an Mode festgestellt haben?
Ja, als ich in der Ausbildung zur Handweberin war, habe ich für das Kloster St. Marienberg gearbeitet und dort habe ich viele schöne mittelalterliche Textilien gesehen, die so viel Schönheit, Tradition und Textilkunst in sich tragen. Seitdem war ich an Textilrestaurierung interessiert.

Wie sehen Sie Mode im Verhältnis zur Kunst?
Mode ist fast nicht mit der freien Kunst vergleichbar. Das, was wir im Alltag tragen ist keine Kunst. Es gibt natürlich Designer, die künstlerisch an das Thema Mode herangehen. Dann kann Mode der Kunst nahe kommen. Man sieht ja auch bei Designern wie Helmut Lang, Karl Lagerfeld oder Wolfgang Joop, dass sich viele von ihnen noch eine andere künstlerische Arbeit und Ausdrucksmedien suchen, um sich ausleben zu können.

Was hindert Mode denn daran Kunst zu sein?
Das größte Problem ist, dass Mode ein Geschäft ist. Die Designer müssen jedes Jahr so viele Kollektionen kreieren, dass der künstlerische Gedanke zu kurz kommt – Mode ist einfach zu kommerziell.

Was würden Sie sagen, welche Designer oder Bewegungen die Mode nachhaltig verändert haben?
Es gab viele Punkte in der Bekleidungsgeschichte, an denen die Mode sich verändert hat. Zunächst waren da Designer wie Coco Chanel, Paul Poiret, Christian Dior und Yves Saint Laurent.
In den 60ern hat dann die Hippie-Mode zu einem Bruch geführt. Im gleichen Jahrzehnt wurde der Minirock erfunden. Zu dieser Zeit hörte das Trend-Diktat der Pariser Haute Couture Modehäuser auf und Mode wurde demokratisiert.
Ab Ende der 70er, Anfang der 80er waren dann die japanischen Designer auf dem Vormarsch. Issey Miyake, Rei Kawakubo und Yohji Yamamoto prägten einen ganz neuen Stil. Sie haben die Mode bereichert, weil Kleidung sich bei ihnen nicht mehr unbedingt an der Figur orientieren musste und sie eine ganz andere Schnittführung und Konstruktion wählten. Das Kleidungsstück hatte so seinen ganz eigenen Auftritt.
Weitere wichtige Designer sind außerdem die Antwerp Six, die Mitte, Ende der 80er ihren Durchbruch hatten. Martin Margiela gehörte zwar nicht zu dieser Gruppierung, aber auch er revolutionierte die Mode.

P.S.: Morgen um 12 Uhr führt Frau Riley durch die Chanel-Ausstellung. Wer Lust hat, sich von der Kuratorin persönlich in den Mythos Chanel einführen zu lassen, der sollte den Sonntagsfokus nicht verpassen!

Upcycling-Style

20140401_Stilbrise_LisaNotzke_0985

Claudia fotografieren wir in der Sammlung Design; Foto: Lisa Notzke

Claudia ist unsere Kuratorin der Sammlung Kunst und Design. Daher ist es auch kein Wunder, dass sie besondere Outfits liebt. Wie dieses Kleid vom Berliner Veränderungsatelier Bis es mir vom Leibe fällt, das aus alten Klamotten ganz neue Kreationen zaubert. Passend dazu posiert sie vor dem Sessel „Rag Chair“, den der niederländische Designer Tejo Remy aus alten Kleidungsstücken gemacht hat.

Warum hast du dich heute für diesen Look entschieden?
Weil ich das Thema Slow-Fashion interessant finde. Wieviel Mode braucht Mann/Frau wirklich? Wieviel Mode schmeißen wir weg? Den neuen Trend zum Upcycling finde ich ganz toll und trage heute ein Kleid aus einer alten Anzughose.
Was ist typisch für deinen Stil?
Immer wieder neue Kombinationen.
Was war oder ist dein größtes Modeabenteuer?
Indien wegen der Farben und Farbkombinationen, je trister die Landschaft, desto bunter die Saris.
Schwarz/weiß oder Farbe?
Mut zur Farbe!
Und wo bleibt der Mythos Chanel?
Ich trage eine rote Chanel-Brille.

Aktuelle Beiträge zu Mode und Nachhaltigkeit begleitend zur Ausstellung „Fast Fashion. Die Schattenseite der Mode“ findet ihr hier.

 

Blick hinter die Kulissen

20140401_Stilbrise_LisaNotzke_1001

Klaus fotografieren wir im Depot der Sammlung Kunst und Design; Foto: Lisa Notzke

Heute gewähren wir euch einen Blick hinter die Kulissen. Klaus ist unser Sammlungsverwalter der Sammlung Kunst und Design und da sein Arbeitsplatz spannende Schätze der Kunstgeschichte verbirgt, die für den Museumsbesucher normalerweise nicht sichtbar sind, portraitieren wir ihn heute in seinem täglichen Umfeld, dem Depot der Sammlung. Seinen Arbeitslook beschreibt er als „bequem, praktisch und schlicht“. Wichtigstes Accessoire sind heute seine weißen Handschuhe, die er natürlich tragen muss, wenn er mit wertvollen Kunstwerken hantiert.

Woran erkennt man Stil?
An der Bewegung
Deine größte Modesünde?
Grüne Bundfaltenhose 80er Jahre
Dein Geheimtipp in Sachen Mode?
Was mir gefällt

Coco afterwork!

afterwork_fuehrungen

Foto: Marcelo Hernandez

Ab sofort bietet das Museum für Kunst und Gewerbe auch am Donnerstagabend Führungen an. Heute um 19 Uhr starten wir gleich mit einem Rundgang durch Mythos Chanel.
Die Führung ist im Museumseintritt (heute Abend nur 7 Euro) ingbegriffen. Treffpunkt ist im Foyer.
Freut euch auf einen spannenden Einblick in das Leben und Schaffen von Coco Chanel!

Schmucke Stücke mit Dina

Dina Eschenberg von CosmosBits ist die zweite Designerin, die am 10. April mit euch den DIY-Workshop veranstaltet. Sie stammt aus einer kleinen sibirischen Stadt in Russland und lebt seit 2013 mit ihrem Mann in unserer schönen Hansestadt. Davor studiert sie mehrere Jahre in Sankt Petersburg Kunstwissenschaft und Modedesign und beschäftigt sich seitdem mit Mode, Grafikdesign und Upcycling. Seit ihrer Kindheit liebt sie es, Sachen mit ihren Händen zu erschaffen – Inspirationen findet sie dabei nicht nur in der Natur, sondern auch in Kunst, moderner Architektur oder gar im Weltall. Ihre minimalistischen Produkte entwickelt sie mit Sorgfalt, viel Kreativität und Liebe.

Dina zeigt euch am Donnerstag, den 10. April von 19 bis 21 Uhr wie ihr eigene Schmuckkreationen gestalten könnt. Der Workshop ist an diesem Abend im vergünstigten Museumseintritt (7 Euro) inbegriffen. Meldet euch dazu noch schnell bis zum 6. April unter chanel@mkg-hamburg.de an.

„Anders, monoton, clean“

20140330_Stilbrise_LisaNotzke_0764_joscha_dahlia

Die beiden entdecken wir auf der „Brücke“ im 2. Stock; Foto: Lisa Notzke

Den beiden Schülern Joscha und Dahlia ist Mode sehr wichtig. Besonders Joscha fällt durch seinen Style auf.

Welche drei Begriffe beschreiben deinen Stil?
Joscha: Anders, monoton, clean.
Was ist dein modisches Markenzeichen?
Dahlia: Classy und sportlich.
Was ist dein Lieblingskleidungsstück?
Joscha: Meine Bomberjacke und Raf Simons Sneakers.
Was ist deine größte Modeinspiration?
Joscha: Fashion Blogs, Fashion Weeks und Raf Simons.
Wie groß ist dein monatliches Budget für Mode?
Dahlia: Ca. 90 Euro.
In Sachen Mode: Qualität oder Quantität?
Joscha: Beides!
Was ist das neuste und was das älteste Stück an deinem heutigen Look?
Dahlia: Das neuste sind meine Vans Sk8 Hi und am längsten habe ich meine Chanel Kette.

Plissierte Dramatik und Ringel

20140330_Stilbrise_LisaNotzke_0810_christin

Foto: Lisa Notzke

Es ist ziemlich offensichtlich – Christin liebt Mode. Auch beruflich ist die Fashion-Welt wichtig für sie: Sie ist Floormanagerin bei einem Mango-Store in Hamburg. Heute trägt sie ein süßes Ringelshirt, dazu einen plissierten Maxirock und ziemlich coole Highheels, die dem Outfit eine dramatische Wirkung verleihen.

Was kannst du in Hamburg in Sachen Mode empfehlen?
Natürlich Mango und den New & Vintage-Store ONON.
Was hast du gekauft, aber niemals getragen?
Schuhe, die einfach zu hoch sind!